Aufgabe des „Labor Kunst und Unternehmen" ist die Entwicklung, Erprobung, Umsetzung und Evaluierung von künstlerischen Ansätzen zur Erhebung und Begleitung unternehmerischer Bedarfe im Bereich der betrieblichen Organisations- und Kommunikationsentwicklung, der Verbesserung von Gesundheitslagen und Unternehmenskulturen etc. Dies orientiert sich an den aktuellen Herausforderungen von Digitalisierung, Arbeitsverdichtung, kultureller Diversität und demografischem Wandel. Im Projekt geht es vordringlich um eine Verbesserung von Prozessqualitäten. Die betriebliche Situation ist eine in den gesellschaftlichen Raum hinein verallgemeinerbare soziale Situation; sie legt die aktive und positive Beteiligung möglichst Aller nahe. (Selbst-)Achtsamkeit und Empathiefähigkeit werden als nicht nur weiche Faktoren im betrieblichen System angesehen. Die Künste spielen hier die für ihre eigenen Prozesse typischen und qualifizierten Merkmale Offenheit, Risikobereitschaft und Sensivität ein.
Ziel ist es, in einem ersten Schritt mit sechs bis zehn KMU im Umfeld der Hochschule künstlerische Kooperationen durchzuführen und gemeinsam Konzepte auszuarbeiten für die ästhetische Bearbeitung von betrieblichen Problemlagen. Beim Projekt: „Labor Kunst und Unternehmen" geht es um den Aufbau von stabilen Strukturen für die Projektdurchführung und den nachfolgenden Transfer zwischen Hochschule und Unternehmen. Die bisherigen Vorarbeiten der Hochschule auf diesem Gebiet haben aufgezeigt, dass es für die Perspektive einer Durchführung und Evaluierung von künstlerischen Interventionen/Kooperationen mit Betrieben einer professionellen Erfassung, Ansprache und Begleitung bedarf.
Übergabe des Förderbescheid (v.l.n.r. Axel Miesner MdL, Landesbeauftragte Monika Scherf, Bürgermeister Horst Hofmann, Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung Birgit Honé, HKS-Projektleiter Prof. Dr. Ralf Rummel-Suhrcke)
Viele Management- und Geschäftsmodelle können auf die Herausforderungen der flexibilisierten globalen Wissensgesellschaft nicht angemessen reagieren. Daher sind Unternehmen heute auf der Suche nach neuen und kreativen Herangehensweisen. Als besonders erfolgversprechend für Innovation gelten dabei Wissenstransfers aus jeweils ganz anderen Branchen (vgl. Frans Johansson: Der Medici Effekt, 2018). Heute werden auch so genannte künstlerische Interventionen - beispielsweise aus der Musik, dem Theater, der Bildenden Kunst und Kunsttherapie oder der Literatur - eingesetzt. Weltweit agierende Unternehmen nutzen diese Ansätze vereinzelt für ihre Organisationsentwicklung und im Innovationsmanagement etc. Regionale Mittelständler und Kleinunternehmen müssen noch folgen. Interventionen können ganz unterschiedliche zeitliche Formate umfassen, vom Einbinden weniger Mitarbeiter bis hin zum Personalmanagement und Vorstand. Dabei bestimmt die jeweilige Fragestellung des Unternehmens die künstlerischen Mittel und den Adressatenkreis. Die Hochschule für Künste im Sozialen, Ottersberg bewegt sich als einzige Hochschule in Niedersachsen seit einiger Zeit auf diesem Gebiet, bislang mittels Lehrprojekten und Infoformaten.
Innovativ ist am Ottersberger Ansatz die enge Theorie-Praxis-Verzahnung, der Transfer von vielfältigen Kreativitätstechniken in KMU. Dies geschieht aus einer Hochschule heraus, die selbst ein Unternehmen in regionaler Vernetzung ist. Die Entwicklung eines Tools zur Evaluierung von Interventionen ist bislang ein Desiderat (vgl. Carsten Baumgarth: Handbuch Kunst- Unternehmens-Kooperationen, 2016), der Ansatz zur Etablierung eines Ausbildungsstandorts für Künstler in Unternehmen bundesweit konkurrenzlos. Damit werden punktuelle Aktivitäten in ein systematisches und eingebettetes Programm überführt.
Die Messbarkeit für Erfolge der Interventionsprogramme lässt sich nicht rein empirisch darlegen. Hier kommt es gerade erst auf die Entwicklung von Parametern an, die Ziel der Arbeit an den Tools zur Evaluierung sind. Im Zusammenspiel der Hochschule mit den Betrieben werden die Entwicklungsthemen und Erwartungen artikuliert. In jedem Fall werden Bewegungen in der betrieblichen Kommunikation und in der Unternehmens- bzw. Führungskultur erkennbar und verhandelbar sein. Interaktionen und Dialoge zwischen Künstlern und Unternehmensverantwortlichen auf dem gemeinsamen Plateau von Risikobereitschaft sind als ein positiver Effekt von Interventionen der beschriebenen Art auf vglb. Konstellationen und Kooperationen im wirtschaftlichen Feld auf andere Orte übertragbar.
Das Labor "Kunst und Unternehmen" der HKS Ottersberg hat Ende März im Rahmen des Programms „Soziale Innovation" eine Förderung erhalten. Die Förderbescheide wurden gemeinsam mit Birgit Honé, niedersächsische Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten und Regionale Entwicklung und Silke Bischoff (NBank) am 25. März in Lüneburg überreicht.
Seit 2016 fördert das Land Niedersachsen mit der Richtlinie „Soziale Innovation" Projekte in den Handlungsfeldern „Arbeitswelt im Wandel" und „Daseinsvorsorge". Hier sollen sozial-innovative Ideen entwickelt, erprobt und mithilfe von EU-Mitteln umgesetzt werden. Die Richtlinie soll dazu beitragen, unseren Lebens- und Wirtschaftsraum und die Arbeitswelt mit sozial-innovativen Maßnahmen attraktiv und lebenswert zu gestalten.
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