Wie die amerikanischen Land Art-Pioniere der 60er Jahre hat sich eine Gruppe Studierender (unter erschwerten Bedingungen) auf eine Reise zur Parklandschaft der Ameos Klinik begeben, eines der ältesten Fachkrankenhäuser Deutschlands für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik. Das Vorhaben: In der Ausnahmesituation der Corona-Pandemie, welche am Klinikalltag nicht spurlos vorbeiging, ein Projekt zu schaffen, welches dem gestiegenen Versorgungsbedarf psychisch erkrankter Menschen gerecht werden kann. Was wäre da geeigneter als ein Land Art-Projekt im Außenraum?
Der Ameos-Garten wurde so in den Sommermonaten 2021 zu einer Werkstatt, ein Labor, in dem Konzepte entwickelt, kunsttherapeutische Interventionen mit und ohne Patient*innen und Kunstwerke in und mit der Natur entstehen konnten. Wissenschaftliche und künstlerische Dokumentationen der Studierenden ermöglichten tiefergehende Forschung.
Land Art steht für Arbeiten von Künstler*innen, die ihre Werke aus natürlichen Materialien wie Blätter, Gestein und Erde gestalten (Werkner 1992). Sie ist Kunst aus und in der Landschaft, welche zu einem Teil des Werkes wird. Orientiert wird sich eher am reversiblen und behutsamen Umgang mit der Natur des Land Art-Künstlers Nils Udo als an Walter de Marias Ermächtigungsgesten.
Die kunsttherapeutische Land Art-Methode bietet eine Möglichkeit, sich einen Ort in der Natur als alternativen Ort zur Klinik zu eigen zu machen. Die Reise in den Garten ermöglicht Abstand zum Krankheitserleben und lässt uns mit allen Sinnen im „Hier und Jetzt" ankommen. Die natürlichen Materialien geben eine bestimmte eigene Ästhetik vor und bieten einen Gestaltungsprozess frei von Leistungsdruck. Ein wertschätzender Dialog mit der Außenwelt entsteht.
Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit Naturobjekten und der Landschaft, kann die individuelle Persönlichkeit gefördert und Verknüpfungen zur eigenen Lebensgeschichte hergestellt werden. Die Wahrnehmung und Achtsamkeit gegenüber sich selbst und der Umwelt wird gestärkt. (Erlebensaspekte beschrieben von Christiane Ganter-Argast 2018). Die Patient*innen und Angehörige der Klinik betraten die verschlungenen Pfade des Parks, spürten die Natur atmen. Simultan fanden sie sich auf einem künstlerischen Rundgang zu entstandenen Installationen wieder. Regelmäßiger Naturkontakt sorgt für eine höhere mentale und physische Gesundheit und grüne Landschaften verstärken positive Gefühle, vermindern negative Gefühle wie Angst, Gehemmtheit und Neurotizismus. Sie fördern unsere Konzentration und Kreativität. Es gibt kaum einen Grund, nicht draußen zu gestalten, außer vielleicht schlechtes Wetter!
Die Werke aus dem Projekt in eine Präsentationsform zu transformieren, die der Ästhetik der Gestaltenden entspricht war eine weitere Zielsetzung. Auf den Medizinertagen im September 2021 wurden die Werke als großformatige Poster im Innenraum der Klinik ausgestellt.
Die Künstler*innen sind:
Daniela Hoge
Jessica Weiß
Vanessa Schuller (Autor)
Stephanie Lange
Birte Lenz (Projektleitung, Autorin)
Sari Lotte van Ham (Projektleitung)
In Zusammenarbeit mit:
Prof.in Dr. rer. soc. Christiane Ganter-Argast
Prof. Dr. med. Uwe Gonther
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